In meinem eBook "Die STASI nannte ihn Betrüger" schildere ich auch einzelne Phasen meiner Schul- und Jugendzeit, die in Stolberg/Harz spielten. Nach dem Rauswurf von der Offiziersschule wegen "Absingens westlicher Schlager auf der Gitarre" und der Ablehnung meiner Studiumbewerbung wegen der Beurteilung von der Offiziersschule, strandete ich zur Bewährung als sozialistischer Hilfsarbeiter wieder in meiner Geburtsstadt Stolberg/Harz.

Mein eBook über meine Jugend in Stolberg/Harz

 

 

 

 

 
 
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Die STASI nannte ihn Betrüger
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Buchauszug:
Nach dem Rauswurf aus der Offiziersschule wurde ich vorübergehend wieder in Stolberg/Harz sesshaft. Der der SED verpflichtete Bürgermeister hatte mich ins Rathaus geladen. Dort saßen sie mir wieder im Stile von Angeklagter und Richter gegenüber. Auf der einen Seite der Bürgermeister und der „Abschnittsbevollmächtige der Volkspolizei“ [wir nannten ihn damals „Dorf-Sheriff“] und auf der anderen ich. Die gewollte Platzierung war erneut „DDR“-typisch. Auf diese Weise fühlten sich die Handlanger der Arbeiter- und Bauerndiktatur stärker und dominanter. Sie gaben mir zu erkennen, dass sie über den Inhalt meiner Kaderakte informiert seien und an mich als jungen, militärisch sehr gut ausgebildeten Bürger der Stadt gewisse Erwartungen hätten. Als ehemaliger Feldwebel der NVA sei ich doch dafür prädestiniert, ab sofort meine aktuellen militärischen Erfahrungen durch meinen Beitritt in die Kampfgruppen der Arbeiterklasse zur Verfügung zu stellen und an die jungen Genossen weiterzugeben.

Darauf war ich nicht gefasst. Sie wollten mich schon wieder vereinnahmen. Hätte ich auf stur stellen sollen, um diesem Kasperletheater zu entgehen? Ich wusste es nicht. Dass ich auf der Gitarre Musik des Klassenfeindes gespielt hatte, schien sie nicht weiter zu irritieren. Was konnte also schon passieren, wenn ich ja sagte? Um im Ort nicht negativ aufzufallen und um des lieben Friedens willen erklärte ich mich einverstanden.

Wochen später hatte ich ein kleines Zimmer in der Kreisstadt genommen, ohne WC und ohne fließendes Wasser und war ihnen zumindest geografisch vorübergehend entschlüpft. In der Kreisstadt war ich unbekannt und konnte aufgrund einer recht guten Beziehung meines Vaters, der als Buchhalter nach Feierabend mit einem der Steuerprüfer gemeinsam das Ergebnis der Steuerprüfung unter die Tischplatte gesoffen hatte, eine Ausbildung als Assistent bei einem Wirtschaftsprüfungsbüro in Sangerhausen beginnen. In Stolberg/Harz wurde ich nicht mehr zum „Kampf“ eingeladen, weil sie mich in der Kreisstadt wähnten, und in der Kreisstadt war ich nicht angemeldet. Dieser vorteilhaften Konstellation habe ich es zu verdanken, dass ich bei jeder von oben angeordneten Maidemonstration durch eine für mich außerordentlich erfreuliche Abwesenheit glänzen konnte. Die Füllmasse des Sozialismus musste ohne mich jubelnd und Fahnen schwingend durch die Straßen getrieben werden. Die Firmenangestellten lernten in der Kreisstadt von der Sowjetunion siegen, und ich fuhr zu meinen Eltern nach Stolberg/Harz und konnte am 1. Mai mal so richtig ausschlafen und vom nebulösen Sieg des Sozialismus träumen, in dem jeder nach seinen Bedürfnissen leben würde. „Gott hab‘ sie selig, diese armen Irren“, dachte ich, drehte mich wieder um und schlief den Dauerschlaf der Gerechten. Im Traum fand ich den Sozialismus punktuell recht attraktiv. Das Ziel: „Jeder nach seinen Bedürfnissen“, stillte auch meines, nämlich zu schlafen, wenn ich es verspürte.