Sammlung historischer Ansichtskarten der Stadt Stolberg (Harz)

Die Stolberger Kuhherde wird durch die Stadt und über den
Marktplatz zur Weide getrieben.

Wolfgang Knape schreibt in einem Vorwort das Folgende zum Ziegen- und Kuhaustrieb in Stolberg.

Zitat:
"Auf einer Waldwiese begegneten mir gestern zwei hirtenlose braune Kühe, sogenanntes Harzer Rotvieh also. Als es Abend wurde, trotteten beide nach Hause, und ich ging ihnen nach. Am Hoftor lehnte der bejahrte Besitzer, mit dem ich einige aufschlussreiche Sätze wechselte.

Noch lange nach dem Krieg trieben zwei Hirten morgens das Vieh aus der Stadt; der eine die stattliche Ziegenherde, eine braune Kuhherde der andere. Die Sommergäste sollen das immer besonders gern gehabt haben. Abends kehrten die Herden mit Gebimmel und Geläut wegen zu befürchtender Zusammenstöße zu unterschiedlichen Zeiten zurück. Das muss schon ein beeindruckendes Bild abgegeben haben, wenn beim Gang durch die Gassen ein Tier nach dem anderen ausscherte als hätte es die Hausnummer im Kopf. Mit prallen Bäuchen und vollen Eutern quetschten sich die großen Kühe durch die schmale Haustür und verloren bereits im Flur, das was im Stall besser aufgehoben wäre.

Die Chronik der kuhhaltenden Gemeinde beginnt 1700, und die Beschäftigung vor allem der Waldarbeiter und Handwerker mit der Viehzucht entsprang einer wirtschaftlichen Not."

[Ende Auszug]

Mit freundlicher Genehmigung von
Wolfgang Knape
Ausgabe des VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig, DDR, 1981